Die Ursprünge des Yoga

 

eine Reise durch Raum, Zeit und Bewusstsein

Die Ursprünge des Yoga – eine Reise durch Raum, Zeit und Bewusstsein

 

Wenn du heute das Wort Yoga hörst, denkst du wahrscheinlich an geschmeidige Körperhaltungen, tiefes Atmen und vielleicht auch an eine Form von innerer Ruhe.

Doch hinter dem, was heute in Studios und Wohnzimmern weltweit praktiziert wird, steckt eine faszinierende, über 3.000 Jahre alte Geschichte. Yoga ist mehr als Bewegung es ist eine Philosophie, ein Lebensweg und ein Schatz an Wissen, der in uralten Texten überliefert wurde.

In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf eine Reise zu den textlichen Wurzeln des Yoga vom frühen Indien über klassische Schriften bis hin zur modernen Yogamatte.

Ob du nun Yoga machst, um dich besser zu fühlen, Stress zu reduzieren oder nach Sinn zu suchen du trittst damit in einen uralten Strom ein.

Die Geschichte des Yoga zeigt:

  • Es geht nicht nur um Bewegung, sondern um Bewusstsein.

  • Yoga ist kein Dogma, sondern ein offenes System, das sich wandeln darf.

  • Die wichtigsten Quellen Veden, Upanishaden, Bhagavad Gītā, Yoga Sūtra, Hatha Texte bieten einen reichen Schatz an Inspiration, Technik und Weisheit.

Yoga ist nicht neu. Aber es ist aktueller denn je. Und vielleicht liegt sein größter Wert genau darin: Es erinnert uns daran, wer wir wirklich sind jenseits von Hektik, Rollen und Gedankenstrudeln.

Der Ursprung: Als „Yoga“ noch nicht Yoga war

Beginnen wir ganz am Anfang in den vedischen Zeiten, etwa 1500 Jahre vor Christus. Die ältesten bekannten Schriften Indiens, die Veden, sind voll von Hymnen, Ritualen und spirituellen Formeln. Hier taucht auch erstmals das Wort „yoga“ auf allerdings nicht in dem Sinne, wie wir es heute kennen.

Damals bedeutete „yuj“ (Sanskrit-Wurzel des Wortes Yoga) so viel wie „anschirren“, „verbinden“, „vereinigen“ vor allem im Zusammenhang mit Pferden oder Wagen. Im übertragenen Sinn meinte man damit das Verbinden mit dem Göttlichen durch Rituale, Gesänge und Opferhandlungen.

Yoga war also ursprünglich keine Körperübung, sondern ein Zustand, in dem man mit einer höheren Ordnung im Einklang war. Klingt abstrakt? Ja, aber genau daraus hat sich später das entwickelt, was heute als Yoga so beliebt ist.

Die Upanishaden: Der Blick nach innen beginnt

Ein echter Wendepunkt kam mit den Upanishaden geheimnisvollen philosophischen Texten, die etwa ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. entstanden. Sie wagten etwas Radikales: Statt Götter im Außen zu suchen, lenkten sie die Aufmerksamkeit nach innen.

Hier tritt Yoga erstmals als innerer Weg auf als eine Methode, um den Geist zu zähmen und sich mit dem wahren Selbst zu verbinden.

Ein berühmtes Bild stammt aus der Katha Upanishad:

„Der Körper ist ein Wagen, die Sinne sind die Pferde, der Geist ist der Zügel, und die Seele ist der Wagenlenker.“

Mit dieser Metapher wird Yoga zur Technik der inneren Führung. Statt den äußeren Lärm zu beherrschen, geht es darum, das eigene Bewusstsein zu klären. Yoga wird zu einem Weg, um die Wahrheit hinter der Welt der Erscheinungen zu erkennen.

Wenn du tiefer eintauchen willst in die Texte, die Geschichte oder bestimmte Yoga-Wege – sprich uns gern an oder stöbere weiter auf unserer Seite. Denn hinter jedem herabschauenden Hund verbirgt sich ein jahrtausendealtes Wissen, das auch dein Leben verändern kann.

Deine Julia Kalijyoti

Patanjali und die Yoga Sūtren: Aus Methode wird System

Springen wir ins 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Ein indischer Weiser namens Patañjali schreibt ein kleines, aber revolutionäres Werk: die Yoga Sūtra. Es sind nur 195 kurze Verse aber sie bilden bis heute das Fundament des sogenannten klassischen Yoga.

Patanjali liefert eine präzise Definition:

„Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedankenwellen im Geist.“

Klingt einfach? Ist es nicht. Aber genau deshalb beschreibt er einen achtgliedrigen Pfad (aṣṭāṅga-yoga), der Schritt für Schritt zu innerem Frieden führt:

  1. Yama (ethische Prinzipien)

  2. Niyama (innere Disziplin)

  3. Āsana (Körperhaltungen)

  4. Prāṇāyāma (Atemkontrolle)

  5. Pratyāhāra (Zurückziehen der Sinne)

  6. Dhāraṇā (Konzentration)

  7. Dhyāna (Meditation)

  8. Samādhi (Verschmelzen mit dem höchsten Bewusstsein)

Was viele nicht wissen: Die körperlichen Übungen (āsana) sind bei Patanjali nur ein kleiner Teil. Im Zentrum steht die Arbeit am Geist.

Die Bhagavad Gītā: Yoga im Leben

Etwa zur gleichen Zeit wie die Yoga Sūtra entsteht ein weiteres großes Werk: die Bhagavad Gītā ein spiritueller Dialog zwischen dem Gott Krishna und dem Krieger Arjuna.

Hier wird Yoga sehr alltagsnah beschrieben. Krishna erklärt:

  • Karma-Yoga: Handle ohne Anhaftung an das Ergebnis.

  • Bhakti-Yoga: Hingabe an das Göttliche.

  • Jnana-Yoga: Strebe nach Erkenntnis des Selbst.

Die zentrale Botschaft: Yoga ist nicht Rückzug, sondern bewusstes Leben mit Herz, Klarheit und Verantwortung.

Der Körper rückt in den Fokus: Hatha Yoga entsteht

Ab dem 9. Jahrhundert tauchen neue Texte auf, die sich viel intensiver mit dem Körper beschäftigen. Diese Strömung nennt man Hatha-Yoga der Yoga der „Kraft“ oder „Intensität“.

Die bekanntesten Werke:

  • Hatha Yoga Pradipika (15. Jh.)

  • Gheranda Samhita

  • Shiva Samhita

Diese Texte beschreiben Techniken wie:

  • Āsanas – Körperhaltungen zur Energiearbeit

  • Prāṇāyāma – gezielte Atemlenkung

  • Mudrās und Bandhas – energetische Verschlüsse und Gesten

  • Kundalinī – die schlafende Energie an der Basis der Wirbelsäule

Hier wird der Körper zum Werkzeug für spirituelles Erwachen. Yoga ist jetzt nicht nur Philosophie, sondern eine erfahrbare Praxis.

Yoga in der Moderne: Von Indien in die Welt

Der Sprung in die Gegenwart beginnt mit einer beeindruckenden Figur: Tirumalai Krishnamacharya (1888–1989), der als Vater des modernen Yoga gilt.

Er unterrichtete Schüler wie:

  • B.K.S. Iyengar – Begründer des präzisen Iyengar Yoga

  • Pattabhi Jois – Entwickler des dynamischen Ashtanga Yoga

  • T.K.V. Desikachar – Vertreter des therapeutischen Viniyoga

Sie alle machten Yoga weltweit bekannt mit Betonung auf körperlicher Gesundheit, aber immer in Verbindung mit der inneren Ausrichtung.

Heute gibt es unzählige Yogastile von sanft bis sportlich, spirituell bis säkular. Doch die tieferen Wurzeln liegen bis heute in den alten Texten, Philosophien und Erfahrungen, die vor Jahrtausenden erstmals aufgezeichnet wurden.